Erfahrungsbericht Magenband | Isabella
Isabellas eigenhändig verfasster Erfahrungsbericht – Sommer 2003
Die Vorgeschichte
Als Kind war ich schlank, meine Eltern beide übergewichtig und mein um 2 Jahre älterer Bruder gerade richtig. Mit 11 Jahren setzte bei mir die Pubertät ein. Das war der Anfang meiner Gewichtszunahme. Zuerst merkte man es an den Beinen, meine Fesseln wurden immer dicker. Seit meinem 6. Lebensjahr ging ich regelmäßig zum Ballettunterricht. Meine Lehrmeisterin bescheinigte mir großes Talent – ich müsste nur auf mein Gewicht achten. Sport und Bewegung waren immer schon wichtig für mich. Im Winter gingen wir oft Skifahren.
Meiner Mutter fiel natürlich auf, dass sich mein Körper veränderte und so nahm sie mich mit zum Arzt, mir war das ziemlich peinlich. Meiner Mutter sagte er, dass sie mit mir eigentlich zum Kinderarzt gehen sollte, aber weil sie mit mir nun schon mal da wäre – verordnete er mir eine 08/15-Diät und trug meiner Mutter auf, sie sollte mir beim Sanitätsgeschäft Gummisocken kaufen, die ich abends tragen sollte, damit die Fesseln schlanker werden. Die Socken wurden gekauft. Es handelte sich dabei um so Dinger, die bei den Fußspitzen und bei der Ferse offen sind und sonst aus so braunem, festen Gewebe sind. Die sollte ich von nun an immer über Nacht tragen. Mit Grauen denke ich daran wie weh mir die Dinger taten, die waren viel zu eng, aber meine Mutter bestand darauf. Ich habe sie dann immer öfter in der Nacht ausgezogen, weil sie so weh taten.
Mit der Diät war es auch nicht weit her, meine Mutter kochte wie immer. Ich kann mich nicht daran erinnern damals übermäßig viel gegessen zu haben. Nur eines ist mir noch in Erinnerung: Ich war mit meinen Eltern in einem Gasthaus und wollte nach der Nachspeise noch ein Eis haben. Dann sagte meine Mutter zu mir: Gut, dann kriegst du halt noch ein Eis, aber wenn du mich später, wenn du erwachsen bist, schimpfst, weil ich nicht auf deine Figur geachtet habe, dann …
Das hat gesessen. Von da an ist mir bewusst geworden, dass ich ein großes Verlangen nach Süßem hatte. Meine Eltern hatten eine eigene Firma. Das Geschäft lief gut, sodass meine Eltern ein großes Haus bauten, die Firma meiner Eltern und unsere Familie zog dann dort ein. Da das Ganze in der Stadt zu teuer würde, haben wir ca. 15 km nördlich von Salzburg gebaut.
Wir Kinder mussten dadurch die Schule wechseln, verloren unsere Freunde und mit meinem geliebten Ballett Unterricht war auch Schluss. Aber meine Eltern bauten ein wahres Traumhaus mit einem parkähnlichen Garten, großem Swimmingpool etc., dass der nächste Ort 4 km weit weg war, störte meine Eltern nicht, die hatten ja die Firma im Haus und jeder sein Auto in der Garage. Nur langsam gewöhnte ich mich an das einsame Landleben. Außer ein paar Bauernhäusern war nichts in der Nachbarschaft. Einen Swimmingpool zu Hause, aber immer alleine ohne Freunde ist auch nicht gerade das, was ich wollte.
Meine Eltern hatten für uns nie Zeit, denn das neue Haus kostete viel Geld und das muss verdient sein. Urlaub und Ski fahren gehen, wie früher, war auch nicht mehr drin. Und so kam es, dass ich mich immer mehr zurückzog in meine eigene Welt. Das war wohl der Anfang meines Übergewichtes. Bis zu meinem 20. Lebensjahr hatte ich so um die 80 kg, nach der Schwangerschaft 90 kg.
Die erste Hautstraffungs-OP
1993 hab ich wieder einmal erfolgreich abgenommen und mein Gewicht auf 80 kg reduziert. Durch das viele Ab- und wieder Zunehmen hat meine Haut sehr gelitten und hing wie eine kleine Schürze herunter. Das sah nicht nur schlecht aus, ich schämte mich für meinen Bauch. So habe ich einen Termin bei Prof. Hell ausgemacht, der mir diese „Bauchdeckenplastik“ operiert hat. Nach der OP ging es mir sehr gut, mein Bauch sah flach einfach klasse aus. Leider habe ich in der Folgezeit wieder zugenommen.
Das Schlüsselerlebnis
Es war Sommer 1994, meine Familie und ich wollten mit einer befreundeten Familie nach Griechenland in Urlaub fahren. Wohnen sollten wir im Haus meines ehemaligen Lehrers und seiner Frau, die dort hin ausgewandert sind und Zimmer vermieten. Nachdem ich diesen Lehrer sehr gerne mochte, hatte ich mich sehr auf ein Wiedersehen gefreut. Erstmals wären es 14 Tage am Stück, die ich Urlaub machte, das wäre Erholung pur – doch es kam ein wenig anders.
Im Flugzeug bekam ich den Sitzplatz in der Mitte. Ich bin zwar schon öfter geflogen, aber diesmal kam mir der Sitz noch enger vor als früher, oder hatte ich damals weniger Gewicht? Als ich dann den Gurt schließen wollte, habe ich das gerade noch mit dem letzten Stück schaffen können. Mit Schrecken fiel mir ein, dass es so Verlängerungsstücke für den Gurt gibt, wenn man das Kleinkind am Schoß hat, bekommt man so etwas, aber ich kann doch nicht so dick sein, dass ich einen Zusatzgurt brauche? Das war mir sehr peinlich. Gleich als das Schild „anschnallen“ erlosch habe ich den Gurt geöffnet, um nicht so einen Druck auf meinem Bauch zu haben. Dann wurde auch das Essen serviert, ich klappte mein Tischchen herunter, aber bequem war das beileibe nicht, durch den engen Sitzabstand und meine Körperfülle war das Ding auf meinem Bauch platziert. Das Essen konnte ich nicht genießen, aber ich hatte Hunger und so habe ich gegessen.
Als wir in Griechenland gelandet sind und vom klimatisierten Flieger ausstiegen, spürte ich die Hitze von 42 Grad wie eine Wand auf meinem Körper. Es verschlug mir regelrecht den Atem. Im Quartier angekommen, begrüßte uns mein Lehrer und seine Frau. Dazu muss ich sagen, dass wir uns ca. 20 Jahre nicht gesehen hatten. Meine Rubensfigur hatte die beiden sichtlich erschreckt. Wir haben unsere Zimmer bezogen und gingen bald zu Bett. Aber es war so heiß. Alle schliefen bereits, nur ich konnte nicht schlafen. Ich hatte beim Liegen so einen Druck auf der Brust, ich dachte, ich überlebe die Nacht nicht und so fasste ich den Entschluss, dass ich unbedingt abnehmen muss, so kann es doch schließlich nicht weitergehen.
Gleich am nächsten Morgen gingen wir an den Strand und ich legte mich in die Sonne. Ich liebe es die Sonne auf der Haut zu spüren, deshalb kommt für mich ein Badeanzug nicht infrage, also hatte ich Bikinis in der entsprechenden Größe mit. Am Abend waren wir von unseren Quartiergebern zum Essen eingeladen. Und nach dem Essen hat mich die Frau von meinem Lehrer in die Küche zu einem ernsthaften Gespräch gebeten. Sie fragte mich, ob ich denn nicht mal etwas wegen meines Übergewichtes unternehmen möchte. Ich hätte doch so ein schönes Gesicht, aber die Figur passt ganz und gar nicht dazu. Ich sagte ihr, dass ich schon alles probiert habe, es aber einfach nicht schaffe dauerhaft dranzubleiben und im Endeffekt nur mehr wiege als vorher.
Dann erzählte sie mir ihre Geschichte. Sie wog ca. 120 kg bei 1,55 m Körpergröße. Alleine das haute mich fast um. Ich kannte sie nicht von früher, aber sie zeigte mir Fotos zum Beweis. Ich konnte es gar nicht glauben, dass sie die dicke Frau auf dem Foto war. Ich kenne sie ja nur schlank, nie hätte ich geglaubt, dass sie mal so dick war. Und so fragte ich sie, wie sie es denn geschafft hätte so viel abzunehmen. Sie erzählte mir, dass sie sich einer Operation unterzog, wobei ein großer Teil vom Darm entfernt wurde, damit man nicht mehr so viel essen kann, und das, was man isst, großteils unverdaut wieder ausgeschieden wird. Diese Operation war bei ihr vor über 15 Jahren gemacht worden. Sie erzählte noch, dass es jetzt andere OP-Methoden gibt, die da nicht so massiv in den Verdauungstrakt eingreifen, aber bestens zur dauerhaften Gewichtsreduktion geeignet sind. Ob ich denn nicht auch so eine OP machen möchte, sie würde mir Namen und Adresse des Arztes geben, der das operieren kann. Da hatte ich doch dann zu viel Respekt und meinte ich muss es doch anders auch schaffen können.
Nach dem Urlaub startete ich sofort einen neuen Versuch wenigstens 20 kg abzunehmen, denn mittlerweile stand ich auf 115 kg. Leider scheiterte auch dieser Versuch und ich wog dann 120 kg und war so frustriert es wieder nicht geschafft zu haben.
Erster Termin beim Chirurgen
Als einzige Lösung blieb mir nur mehr die Hilfe des Arztes. Also fasste ich allen Mut und vereinbarte bei dem Chirurgen einen Termin für das Erstgespräch. Ich wurde über die Technik der Gastroplastik aufgeklärt und man sagte mir auch, dass die OP nicht gefährlicher oder schwieriger wäre wie eine Gallenblasen-OP, ich müsste ca. 1 Woche im Spital bleiben und nach einer weiteren Woche wäre ich wieder arbeitsfähig.
Wir vereinbarten einen OP-Termin (der bereits 1 Woche später war) ich müsste nur die Einwilligung des Chefarztes meiner Krankenkasse zur Kostenübernahme dieser OP bringen, dann könnte es losgehen. Am nächsten Tag ging ich zu meiner Krankenkasse und sprach bei dem Chefarzt vor. Ich bekam sofort die Einwilligung der Kostenübernahme. Jetzt könnte meiner schlanken Zukunft nicht mehr im Wege stehen.
Die Gastroplastik-Operation
Im Krankenhaus wurde ich sehr freundlich aufgenommen und gleich mal zur Blutabnahme gebeten, anschließend wurde ein Thorax-Röntgen gemacht. Später sollte ich noch zum Ultraschall und zur Gastroskopie. Vor der Gastroskopie hatte ich Angst, aber es war nicht mal so schlimm, nur unangenehm, aber das ist für die OP sehr wichtig und so musste es sein.
Nachdem auch der Narkosearzt bei mir war und mich genau aufgeklärt hatte, war ich zuversichtlich, dass alles gut gehen würde. Als ich von der Narkose erwachte, dachte ich, die haben noch gar nicht angefangen, aber es war bereits alles vorbei.
Ich war wieder in meinem Zimmer und es ging mir erstaunlich gut und ich rief sofort meine Familie an. Alle Stunden wurde mein Blutdruck gemessen und nach mir gesehen. Ich hatte 2 Drainagen (Schläuche) die aus meinem Bauch kamen, da tropfte die Wundflüssigkeit heraus. Das war zwar etwas unbequem, aber nötig. Abends bin ich dann gleich mal aufgestanden und ein paar Schritte herumspaziert. Das tat etwas weh, aber ich wollte nicht die ganze Zeit im Bett liegen. Am nächsten Morgen bei der Visite sagte ich, dass ich Rückenschmerzen hätte, aber die Ärzte meinten, dass das vom Liegen kommt und sobald die Drainagen entfernt sind, könnte ich öfter aufstehen, dann würde sich das geben. Es wurde die Menge der Flüssigkeit gemessen, die aus den Drainagen läuft, die war anscheinend ok.
Am 3. Tag nach der OP wurden die Drainagen entfernt, ich sagte wieder, dass ich ziemlich starke Rückenschmerzen hatte, aber mir wurde wieder gesagt das käme vom Liegen. Also stand ich öfters mal auf und ging ein paar Schritte. Diese Nacht konnte ich kaum schlafen, so weh tat mir der Rücken. Am nächsten Morgen bei der Visite sagte ich den Ärzten, dass ich nach Hause möchte, denn auf dem Spitalsbett könnte ich nicht mehr liegen, die Rückenschmerzen wurden immer schlimmer. So wurde ich auf Revers entlassen und fuhr nach Hause.
Komplikationen
Zuhause legte ich mich gleich hin, aber auch in meinem Bett war es nicht besser. Aber jetzt war ich schon mal Zuhause und wollte nicht wieder ins Spital, wenn dort auch nichts dagegen unternommen wird. Ich dachte, die paar Tage bis zur Klammerentfernung werde ich noch überstehen. Leider konnte ich kaum liegen, gehen auch nur schwer, sitzen war auch nicht so gut, also wechselte ich die Positionen öfter und hoffte, dass mit der Zeit die Schmerzen geringer werden.
Beim Umdrehen hatte ich das Gefühl da gluckst und blubbert es in meinem Bauch und Rücken, das kann nicht normal sein, ich konnte auch kaum stehen. Essen konnte ich sowieso nichts, ich ekelte mich sogar vor dem Geruch. Getrunken hatte ich auch nur wenig, hatte dauernd Durchfall. Als ich dann ins Krankenhaus kam, um die Klammern zu entfernen, musste ich mich dort auf eine Liege legen, das tat mir so weh. Das sagte ich auch den Ärzten, aber die wollten mir nur eine Salbe zum Einreiben mitgeben. Erst als ich darauf bestanden hatte ein Thorax-Röntgen zu machen, wurde das angefertigt.
Als dann die Bilder entwickelt wurden, ging alles ganz schnell. Dann erst merkten sie, dass bei mir einiges schiefging. Es folgte eine Computertomografie. In diesem Moment dachte ich nur, was ist mit mir los? Warum habe ich diese Operation nur machen lassen, das habe ich jetzt davon. Dann wurde mir gesagt, ich müsste hier bleiben und bekam mein altes Zimmer wieder. Später kam der Chirurg der mich vor 10 Tagen operiert hatte, zu mir und sagte, dass bei der 1. OP wohl etwas schiefgelaufen wäre, er müsste mich morgen noch mal operieren, aber so schlimm wäre das nicht.
Ich war ziemlich fertig, machte mir Selbstvorwürfe, warum ich mich überhaupt habe operieren lassen, in diesem Moment war mir das Übergewicht egal. Aber bereits 1 Stunde später habe ich mich wieder gefangen. Was jetzt kommt, muss ein, sonst überlebe ich es nicht. Die Ärzte haben gesagt, es sei nicht so schlimm, aber ich selber merkte, dass es gar nicht gut um mich stand. Ich spürte das einfach. Die Nacht vor der OP habe ich gut geschlafen, immer wieder habe ich meinen Bauch gestreichelt und mir gesagt, es wird wieder gut werden.
Nach der Folge-OP
Nach der Operation bin ich mit 4 Drainagen, die aus dem Bauchraum kamen und einer Magensonde, wo der Schlauch aus der Nase rauskam, aufgewacht. Das Schlucken tat durch die Magensonde weh, aber ich war froh, dass die OP vorbei war. Die Schwestern waren alle 15 min da und haben nach mir gesehen. Mir wurde gesagt, dass Eiter abgesaugt wurde und jetzt bald alles wieder gut werden würde.
Ich hätte auch eine Bauchspeicheldrüsenentzündung bekommen und dürfe dadurch absolut nichts Essen und auch keinen einzigen Tropfen trinken. An Essen dachte ich überhaupt nicht mehr, nur ohne Flüssigkeit ist der blanke Horror. Ich bekam zwar Infusionen am laufenden Band und Stäbchen mit Zitronengeschmack um damit die Lippen zu befeuchten, aber ich hatte das Gefühl mir hängt Mund und Zunge in Fransen herunter vor lauter Durst. Dann wurde ich wieder mal in den OP-Trakt gebracht, denn in meiner Lunge hatte sich wieder Flüssigkeit angesammelt, deshalb wurde ich punktiert. Insgesamt wurden ca. 2l Flüssigkeit herausgeholt. Am nächsten Tag wurde das Ganze wiederholt. Zurück in meinem Zimmer angekommen hat meine Zimmerkollegin ihr Essen bekommen, mir wurde alleine vom Geruch schon übel.
Als dann Nachmittag noch Besuch für sie kam und die Leute ziemlich laut waren, wurde es mir zu viel. Die Zimmergenossin wurde in ein anderes Zimmer verlegt und ich hatte das Zimmer wieder alleine. In mein Zimmer kam aber kein 2. Bett mehr, das machte mich zwar nicht weiter stutzig, aber als mir die Schwestern sagten, dass ich mein Zimmer auf keinen Fall verlassen darf und Besuch nur mit Mundschutz, sterilen Mänteln und Handschuhen zu mir kommen darf, wurde mir schon mulmig.
Dann wurde mir gesagt, ich hätte im Krankenhaus einen Keim erwischt, der ziemlich hartnäckig ist und da sollte sich keiner anstecken. Auch das ging Gott sei Dank vorbei. Dass ich die ganze Zeit über eine Komplikation nach der anderen hatte, war mir inzwischen egal. Ich wollte nur gesund werden und nach Hause kommen.
Täglich sollte ich meine Lungen wieder trainieren, die unter dem Ganzen ziemlich gelitten hatten. Mit der Zeit wurde auch ein Schlauch nach dem anderen entfernt und ich merkte eine leichte Besserung. 1 Monat nach der Folgeoperation konnte ich dann in häusliche Pflege entlassen werden, musste aber täglich zur Wundpflege kommen.
Durch diese ganzen Dinge, die mir da passiert sind, habe ich angefangen mich für Medizin zu interessieren und habe mir Bücher darüber besorgt. Je mehr ich über verschiedene Dinge gelesen hatte, um so mehr verstand ich die Zusammenhänge, wie das bei mir abgelaufen ist. Im Krankenhaus wurde mir nie gesagt, wie schlimm es um mich stand, ich spürte das zwar, aber im Nachhinein ist es vielleicht auch besser gewesen, dass ich es nicht wusste. So hatte ich immer die Hoffnung, bald ganz gesund zu werden.
Wieder Zuhause
Zu Hause erholte ich mich langsam. Zwar war ich noch immer kurzatmig. Ich konnte nicht einmal die paar Stufen ins obere Stockwerk ohne eine Pause einzulegen machen. Essen konnte ich auch kaum etwas, nur das mit dem Trinken klappte. Durch den Entzug von Nahrung und Flüssigkeit sind wohl meine Geschmacksnerven sehr sensibel geworden, so konnte ich den Tee nicht mehr gesüßt trinken und Verdünnungssäfte mussten jetzt noch mal um die Hälfte mehr verdünnt werden als früher.
Dann kam der Moment, wo ich auf die Waage stieg und auf einmal über 30 kg weniger wog. Das machte mich dann doch zuversichtlich, das Richtige getan zu haben.
Ein neues Leben beginnt
Mit der Zeit erholte ich mich dann doch ganz gut, aber insgesamt dauerte das ein halbes Jahr bis ich wieder arbeitsfähig war. Da ich selbständig tätig war und keine Versicherung hatte, die meinen Arbeitsausfall abdeckt, war das Ganze finanziell ein Desaster, aber auch das habe ich überstanden.
1 Jahr nach der Operation wog ich um die Hälfte weniger und war alleine deswegen schon überglücklich, wenngleich ich doch kaum Nahrung bei mir behielt. Mir kam fast alles Gegessene wieder hoch. Ich musste mich von Kopf bis Fuß neu einkleiden, mir passte ja gar nichts mehr, sogar die Ringe und die Schuhe waren mir zu groß geworden. Einkaufen mit Größe 38 ist wirklich wunderbar, ich war im Shoppingwahn. Alles, was mir gefiel, probierte ich, es passte (!) und sah dabei noch gut aus. So gefiel ich mir.
Die Anderen machten mir Komplimente und staunten nicht schlecht, wie jung ich auf einmal aussah. Das entschädigte mich für die vielen Schmerzen und Rückschläge, die ich erdulden musste. Ich war ein neuer Mensch geworden. Niemals dachte ich, dass ich jemals so schlank sein würde. Das Essen wurde für mich zur reinen Nebensache. Ich schwor mir, niemals mehr zuzunehmen. Das komische war aber, dass wenn ich nachts träumte, mich immer noch dick gesehen hatte. Als ich dann aufwachte, betrachtete ich mich im Spiegel und war heilfroh, dass es nur ein Traum war und ich in Wirklichkeit schlank bin.
Meine Garderobe in den großen Größen habe ich sofort verschenkt. Ich konnte die Sachen einfach nicht mehr sehen. Außerdem war ich davon überzeugt, dass ich die nie wieder brauchen werde.
Wieder Komplikationen
Als wir in der Vorweihnachtszeit am Christkindlmarkt waren habe ich ein Stück von einem Grammelschmalzbrot gegessen und bekam kurz darauf krampfartige Schmerzen im rechten Oberbauch und hatte natürlich Angst, was da jetzt wieder los ist.
Meine Hausärztin schickte mich zum Ultraschall und dabei wurde festgestellt, dass meine Gallenblase voll mit kleinsten Steinchen ist. Das ist durch die rapide Gewichtsabnahme entstanden. Da hilft nur eine Operation, wobei die Gallenblase entfernt wird. Das hat mich ziemlich umgehauen, noch eine Operation!
Die Gallenblasen-OP
Ich habe mich schließlich damit abgefunden und bin aber in ein anderes Krankenhaus gegangen, um nicht an den Horror erinnert zu werden, der mir in dem bisherigen Krankenhaus passiert ist. Als ich dem dortigen Primar meine vorangegangene Krankengeschichte erzählte, konnte er das kaum glauben.
Er operierte mich persönlich – das gab mir ein gutes Gefühl. Als ich von der Narkose erwachte, ging es mir sofort gut. Ich erholte mich rasch und ging 3 Tage später nach Hause und hatte keine Beschwerden.
Das gab mir die Bestätigung, dass da wohl bei der einen Operation etwas schiefgelaufen war. Jeder weiß, dass Komplikationen auftreten können, aber man meint immer, dass das nur den Anderen passiert.
Zu Hause
Kurz nach der Gallenoperation hatte ich plötzlich von einem Tag auf den anderen Hungergefühle und großen Appetit. Das kannte ich ja gar nicht mehr. Und siehe da – auch das Gegessene blieb im Magen.
Ich nahm schnell 3 kg zu und war ganz glücklich darüber. Aber leider blieb es nicht bei den 3 kg und so ließ ich mich von meinem Chirurgen untersuchen, der damals die Gastroplastik operiert hat, was denn da die Ursache dafür ist. Es musste eine Gastroskopie gemacht werden und dabei stellten sie fest, dass das Band in den Magen eingewachsen ist und so keinen Effekt mehr hat.
Er sagte mir, dass das Band entweder durch den Darm abgeht oder so im Magen bleibt wie es ist. Er könne mich gleich wieder operieren und würde mir ein verstellbares Band, das von außen regulierbar ist, einsetzen. Ich lehnte dankend ab, denn schon wieder eine Operation, das wollte ich meinem Körper wirklich nicht zumuten. Außerdem dachte ich, jetzt wo ich schlank bin, könnte es doch nicht so schwer sein, das Gewicht zu halten.
Aber da hatte ich mich wohl getäuscht. Sport habe ich schon immer viel getrieben, aber jetzt wurde ich richtig fanatisch. Ich ging 6 – 7 Tage die Woche je 2 Std. zum Aerobictraining. Beim Essen passte ich höllisch auf, was ich esse, Süßigkeiten etc., habe ich mir selber verboten. Jeden Tag bin ich mehrmals auf die Waage gestiegen, um mein Gewicht zu kontrollieren. Meine Gedanken kreisten wieder nur ums Essen.
Krampfadern-OP
Als ich leider 5 kg mehr wog, habe ich mich entschlossen meine Krampfadern operieren zu lassen. Einerseits sollten die schon längst operiert werden, andererseits dachte ich, wenn ich in die Klinik muss, nehme ich die 5 kg gleich wieder ab. So schlage ich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Auch die Venen-OP verlief komplikationslos. 3 Tage später ging ich nach Hause und nahm bald darauf wieder mein strenges Training auf. Unter der Gymnastikhose die Kompressionsstrumpfhose.
Bruch-OP, die keine war
Da ich immer wieder Schmerzen hatte, wenn ich mir die Schuhbänder zubinden wollte oder mich eben nach vorne gebeugt habe und gleichzeitig die Bauchmuskeln angespannt habe, bin ich ins KH um der Sache nachzugehen. Es wurde Ultraschall, Gastroskopie und eine Darmuntersuchung gemacht. Das ergab aber keinen Hinweis auf einen Bruch oder ähnliches. Und so musste ich wieder operiert werden, um zu sehen, was da los war. Von der Narkose aufgewacht sagte mir der Chirurg, dass sie keinen Bruch finden konnten, aber Verwachsungen gelöst haben, die wahrscheinlich diese Beschwerden auslösen.
Leider war diese OP umsonst, denn die Beschwerden waren immer noch die Gleichen, aber jetzt weiß ich was es ist – nämlich ein ganz „normaler“ Bauchkrampf. Durch die vielen Bauch-OP ́s und Entzündungen ist mein Bauchraum mit Verwachsungen übersät und da passiert es hin und wieder, dass sich bei einem Krampf direkt ein Knödel unter der Haut bildet, der sich aber wieder von selber nach ein paar Sekunden zurückbildet. Damit kann ich leben.
Wieder Zuhause
Aber enttäuschenderweise kam das alte Essverhalten wieder zurück und so nahm ich im Laufe der Zeit immer mehr Kilos zu. In meinem Bekanntenkreis wussten alle von meiner Gastroplastik. Sie rieten mir damals alle ab, weil sie meinten, dass ich auch ohne OP abnehmen könnte. Und jetzt hatte ich so viel auf mich genommen, Operation um Operation und ich werde dicker und dicker. Alles umsonst! Mit jedem Kilo, das ich wieder zunahm, schwand mein Selbstbewusstsein. Warum versage ich schon wieder? Mir passt nichts mehr.
Kilo um Kilo mehr
Je mehr ich versucht hatte abzunehmen, umso schneller scheiterte ich wieder. Es war keine schöne Zeit. Ich war völlig am Boden. Da las ich im Internet von der Selbsthilfegruppe der MagenbandträgerInnen in Salzburg. Ich rief dort an und ging zum monatlichen Treffen. Dort wurde ich sehr liebevoll aufgenommen und habe meine Geschichte erzählt. Ich wurde Mitglied und war bei jedem Treffen dabei. Das gab mir ein gutes Gefühl, wenngleich mein Gewicht bereits wieder bei 93 kg lag. In der Gruppe erfuhr ich, dass mein Chirurg, der mir damals die Gastroplastik operierte, nicht der einzige Arzt in Salzburg ist, der solche Operationen durchführt. Da habe ich von Dr. Miller gehört. Ich vereinbarte einen Termin im November 1999 bei ihm.
Erster Termin bei Dr. Miller
Als ich ihm meine Krankengeschichte erzählte und ihn bat mir ein verstellbares Magenband zu operieren, lehnte er ab. Ich war fassungslos, war er doch meine letzte Hoffnung. Er sagte mir, dass bei mir das Risiko viel zu hoch ist, noch mal in der Magengegend zu operieren, er müsse daher leider ablehnen. Außerdem wäre ich mit 93 kg nicht so dick, dass ich es nicht auf einem anderen Weg schaffen könnte abzunehmen.
Die Ernüchterung
Ich war völlig fertig. Jetzt ist mir sozusagen der letzte Ausweg auch versperrt. Was soll ich nur machen? So kann ich nicht weiterleben. Ich wusste, dass mein Gewicht nicht bei 93 kg stehen bleibt. Es war mir klar, dass es wieder und wieder nach oben gehen würde. Wie die nach oben offene Richterskala.
Das kann es doch nicht sein? Je mehr ich mich mit dem Abnehmen befasste, umso mehr stieg mein Gewicht. Im April 2000 wog ich 102 kg. Jetzt muss Schluss sein. Ich konnte mich in der Nacht nicht mehr aus eigener Kraft umdrehen, wie ein Wal lag ich im Bett. Fürchterlich! Was ist nur aus mir geworden? Jetzt hatte ich die Chance schlank zu bleiben vertan und bin wieder auf dem Weg zum Schwergewicht. Was soll nur aus mir werden, wenn ich jenseits der 40 bin?
Zweiter Termin bei Dr. Miller
Ich fasste allen Mut zusammen und vereinbarte wieder einen Termin bei Dr. Miller. Ich flehte ihn förmlich an, mich zu operieren. Er sagte mir, er würde es versuchen, aber er könne mir nicht versprechen, dass er wegen der vielen Verwachsungen, die in meinem Bauchraum durch die vielen OPs und Entzündungen entstanden sind, das Magenband überhaupt legen kann. Im schlimmsten Fall ist die Operation umsonst.
Vorbereitungen für die bevorstehende Operation
Ich ging wieder zu meiner Krankenkasse, um die Kostenübernahme für die bevorstehende Operation zu erhalten. Dann musste ich noch zur Diätberatung und zur Psychologin.
Die Magenband-OP
Ich zum vereinbarten Termin in die Klinik, ich war so glücklich, dass ich keinerlei Angst hatte. Mein erster Gedanke als ich aus der Narkose aufwachte war, ob das Band implantiert worden war oder nicht. Die Schwester sagte mir dann, dass alles gut verlaufen wäre und ich das Band bekommen habe. Das war das wichtigste für mich. Abends kam dann noch Dr. Miller bei mir vorbei und bestätigte es mir.
Wieder Zuhause
3 Tage später durfte ich nach Hause gehen. Schmerzen hatte ich so gut wie keine. Das bestätigte mir, das Richtige getan zu haben. Leider wurde die Selbsthilfegruppe aufgelöst. Und da mir klar war, dass das Essen bei mir ein Problem des Kopfes ist, habe ich bei der Psychologin wöchentlich eine Sitzung vereinbart.
Das erste Blocken
Mein Band wurde erst 3 Monate nach der OP erstmals geblockt, da ich dazwischen in Urlaub war. Bis dahin hatte ich kaum abgenommen. Ich dachte jetzt könnte es mit der Abnahme vorangehen, aber ich hatte immer mächtig Hunger und konnte auch große Portionen essen. Zahlreiche weitere Bandeinstellungen folgten, aber ich merkte immer noch keine Veränderung.
Die Therapie
Von meiner Psychologin wurde ich in Ihre Therapie-Gruppe mit 2 anderen MB-Trägerinnen aufgenommen die ich bereits von der Selbsthilfegruppe her kannte. Erst durch diese Therapie zusammen mit der richtigen Bandeinstellung habe ich es geschafft abzunehmen.
Die Ernährung
Heute ernähre ich mich von ausgewogener Mischkost, verteilt auf kleinere Portionen über den Tag verteilt. Es gibt kaum etwas, das ich nicht mehr essen könnte, wenn ich es nur gut kaue. Selbst im Restaurant habe ich kein Problem. Entweder bestelle ich mir eine kleine Portion oder ich lasse mir den Rest einpacken und nehme ihn mit nach Hause.
Ich habe einfach auch meine Denkweise dem Essen gegenüber umgestellt. Ich verbiete mir einfach nichts mehr. Wenn ich süßes wie Eis, Torte, Schokolade oder ähnliches essen möchte, baue ich das in meinen Speiseplan mit ein. Dann genieße ich ganz bewusst und habe auch mit einer kleineren Portion genug. Ich wiege mich nur alle 2 – 4 Wochen, dann sieht man den Erfolg besser. Außerdem setzt man sich nicht so unter Druck. Ich esse bei jeder Mahlzeit Gemüse oder Salat dazu, versuche auch viel Kohlehydrate wie: Reis, Nudeln, Kartoffeln zu essen. Die bringen mehr Energie und machen länger satt. Ich esse kleine Stücke und kaue ganz langsam. Das ist das Geheimnis des Erfolges.
Man wird nicht vom essen dick – sondern vom falschen essen und vom zu viel essen! Auf jeden Fall ist bei den Meisten die Kombination von Magenband und psychologischer Unterstützung wichtig!
Man muss sich darüber im Klaren sein, dass man nicht nur über den Magen etwas ändern muss, sondern auch im Kopf, sonst wird das Magenband alleine nicht helfen, es ist lediglich eine Unterstützung! Die Einstellung des Magenbandes ist auch eine ganz individuelle Sache. Es gibt Patienten, die müssen überhaupt nicht geblockt werden, bei anderen muss das Band ganz eng sein, damit sie überhaupt eine Sättigung bemerken. Auf jeden Fall sollte man die Bandeinstellung immer vom selben Arzt machen lassen. Ganz geringe Füllmengen können sehr viel ausmachen. Da muss man sich langsam herantasten.
Zielgewicht erreicht
Im Mai 2002 habe ich mein Zielgewicht von 60 kg erreicht. D.h. ich habe genauso viel abgenommen wie ich jetzt wiege – eigentlich ein Wahnsinn. Jahrelang habe ich das Gewicht eines 2. Menschen mit mir herumgeschleppt. Umso besser und leichter fühle ich mich jetzt.
Haut-OP
Juni 2002 – Oberschenkelstraffung. Januar 2003 – Bruststraffung.
Für November 2003 geplant – Oberarmstraffung
Fazit
Ich fühle mich wunderbar und freue mich riesig, dass ich mir ums Essen keine Gedanken mehr machen muss. Als schlanker Mensch hat man es tatsächlich viel, viel leichter im Leben. Noch nie haben mir so viele Leute die Tür aufgehalten, mit mir geflirtet, mich bewundert und Komplimente gemacht.
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