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Offener Brief

oder das was in der Sach­ver­halts­dar­stel­lung nicht steht!

Meine (Norberts) ganz persönliche Sichtweise

(ich set­ze vor­aus, dass die Startseite mit den diversen Abschnitten bereits gele­sen wur­de!)
 
Ich darf mich zuer­st noch­mals vor­stel­len: Ich hei­ße Nor­bert Kat­tin­ger, zum Zeit­punkt des Unglücks 64 Jah­re, https://​mmcs​.at und war seit 25 Jah­ren der Lebens­ge­fähr­te und wäh­rend der Koma­pha­se auch der Sach­wal­ter von Frau Isa­bel­la Jan­d­ri­se­vits, 50 Jah­re, die am Sonn­tag, dem 3.10.2010 in der Inten­siv­sta­ti­on des Salz­bur­ger Kran­ken­hau­ses ver­stor­ben ist.

Die zu die­sem Ereig­nis erschie­ne­nen, sowohl im Fern­se­hen, im Rund­funk und in den diver­sen Print­me­di­en Berichte, die mich auf­grund der Ungleich­be­hand­lung ver­an­las­sen, dar­auf zu reagie­ren.


Näm­li­ch – alle die­se Berich­te waren aus Aktua­li­täts­grün­den in ihren Bericht­erstat­tun­gen ver­zerrt, ver­kürzt, teil­wei­se unrich­tig und in ein­sei­ti­ger Form dar­ge­stellt. Ein auf­ge­tre­te­ner Sach­ver­stän­di­ger refe­rier­te hier­zu, ohne die tat­säch­li­chen Hin­ter­grün­de zu ken­nen.


Die ORF- bzw. auch alle ande­ren jour­na­lis­ti­schen Regeln besa­gen, dass immer bei­de Sei­ten aus­ge­wo­gen zu einem Bericht Stel­lung neh­men kön­nen. Dies wur­de vom ORF-Lan­des­stu­dio und da im Beson­de­ren vom damaligen Chef­re­dak­teur, trotz mei­ner per­sön­li­chen Vor­spra­che, ver­wei­gert, der Arzt durf­te aber in den Nach­rich­ten zur bes­ten Fern­seh­zeit sei­ne Ver­si­on des Sach­ver­hal­tes dar­stel­len – soviel zur unab­hän­gi­gen Bericht­erstat­tung. Später erst erfuhr ich, dass die Interviewerin die Tochter des Chefredakteurs war.

 

Um was geht es:

Frau Jan­d­ri­se­vits, in wei­te­rer Fol­ge nur Isa­bel­la genannt, war Magen­band­trä­ge­rin (was ich auf der Startseite bereits beschrieben hatte). Dies wer­de ich hier nicht wei­ter aus­füh­ren, denn dazu habe ich auf die­ser Web­site die gesam­ten Umstän­de, die zu die­sem Desas­ter geführt haben, bereits aus­führ­li­ch dar­ge­stellt.

Wich­tig ist nur zu wis­sen, dass Isa­bel­la eine in der Öffent­lich­keit ste­hen­de Per­son war. Sie war die Lei­te­rin der Adi­po­si­tas-Selbst­hil­fe­grup­pen in Öster­reich http://​www​.adi​po​si​tas​-shg​.at und ver­an­stal­te­te zusam­men mit ihrer nun­meh­ri­gen Nach­fol­ge­rin im gesam­ten Bun­des­ge­biet monat­li­che Tref­fen in Kran­ken­häu­ser, bei denen sowohl bereits ope­rier­te, als auch potenzi­el­le Anwär­ter im Umgang mit Magen­bän­der und Bypäs­sen bera­ten wur­den. Sie ver­mit­tel­te dabei zwar ihre eige­nen Erfah­run­gen, die­se wur­den aber von Ärz­ten und Mit­ar­bei­tern eines Phar­ma­kon­zerns sozu­sa­gen „kana­li­siert“. Was damit gemeint ist, erklä­re ich im wei­te­ren Ver­lauf.

 

Vorab noch ein paar Details als Milieubeschreibung:

Ich möch­te vor­aus­schi­cken, dass ich als Isa­bel­las Lebens­ge­fähr­te in unse­rem gemein­sa­men Büro eigent­li­ch dau­ernd dabei gewe­sen bin, wenn sie die Selbst­hil­fe­grup­pen-Agen­den orga­ni­sier­te. Auch war ich sehr oft dabei, wenn sie Tref­fen ver­an­stal­te­te, Kon­gres­se besuch­te oder Gesprä­che mit Ärz­ten oder Phar­ma­mi­t­ar­bei­tern führ­te. Ich habe auch teil­wei­se Web­sites für Part­ner­or­ga­ni­sa­tio­nen ange­fer­tigt. Ich weiß daher, von was ich rede.

Isa­bel­la ist ein wei­te­res klas­si­sches Opfer einer welt­weit agie­ren­den, gewinn­ori­en­tier­ten Phar­maindus­trie, die Hand in Hand mit Ärz­ten der Busi­ness-Chir­ur­gie bes­te Geschäf­te mit dem Leid von kran­ken Men­schen macht. Dies ist mei­ne bit­te­re Erkennt­nis, nach­dem ich seit einem Jahr, neben der Pfle­ge, tag­täg­li­ch nichts ande­res mach­te, als zu recher­chie­ren, um die so gewon­ne­nen Infor­ma­tio­nen mit dem eige­nen Erleb­ten abzu­glei­chen.

Isa­bel­la war es ein Anlie­gen, Men­schen, die in einer ähn­li­chen Lage wie der ihren waren, zu hel­fen! Sie emp­fand die sie umge­ben­den Ärz­te und Phar­ma­mi­t­ar­bei­ter als ihre Freun­de, die ihr Anlie­gen mit ihr teil­ten. Man duz­te sich und es wur­de ihr auch dem­entspre­chend hofiert. Isa­bel­la war zwar blitz­ge­scheit, aber ent­we­der durch­schau­te sie das sie umge­ben­de Sys­tem nicht oder sie woll­te es ganz ein­fach nicht sehen.

Wie gesagt, war Isa­bel­la die Lei­te­rin einer Selbst­hil­fe­grup­pe. Sol­che Grup­pen die­nen dem Zweck, Hil­fe­stel­lung durch ehe­ma­li­ge Betrof­fe­ne zu geben. Die­se „Ehe­ma­li­gen“ besit­zen eine hohe Glaub­wür­dig­keit und dem­ge­mäß wer­den Rat­schlä­ge sol­cher Per­so­nen zumeist ohne sie zu hin­ter­fra­gen, akzep­tiert. Die­ser Umstand wird von einem spe­zi­el­len Phar­ma­kon­zern ganz beson­ders per­fi­de aus­ge­nützt. Es han­delt sich hier­bei um eine welt­weit agie­ren­de Unter­neh­mens­grup­pe mit Öster­reich-Sitz in 1020 Wien. Die­ser Kon­zern ver­kauft neben ande­ren Pro­duk­ten auch Magen­bän­der und Ein­weg-Ope­ra­ti­ons­be­stecke. Die­se Pro­duk­te kos­ten ein „Schwei­ne­geld“ und wer­den noch dazu über die Kran­ken­kas­se abge­rech­net, weil die­se von der – mei­ner Mei­nung nach fal­schen – Annah­men aus­geht, dass es ver­nünf­ti­ger wäre, schwer adi­pö­se Men­schen vor­sorg­li­ch zu ope­rie­ren, um so in die kos­ten­in­ten­si­ve­r­en Spät­fol­gen ein­spa­ren zu kön­nen. Dazu wer­de ich tiefer stehend Stel­lung bezie­hen.

 

Der/​die Gewinner!

Bis­her war es so, dass sol­che Medi­cal-Unter­neh­men, wie auch die­ser Kon­zern, sich der „üblichen“ Wer­be­me­tho­den bedien­ten. Sie ver­such­ten, die Ärz­te die sol­che Ope­ra­tio­nen vor­nah­men, von ihren Pro­duk­ten zu über­zeu­gen. Man lud die sie auf Kos­ten des jewei­li­gen Kon­zer­nes zu den (un)möglichsten Ver­an­stal­tun­gen ein. Da das jeder Kon­zern so hand­hab­te, war für die Ärz­te kaum mehr ein per­sön­li­cher Vor­teil bei der Wahl der Mar­ke her­aus­zu­ho­len. So ver­fiel die­ser spe­zi­el­le Kon­zern auf einen „beson­de­ren“ Weg, um hier für sei­ne Pro­duk­te eine dau­er­haf­te „Kundenbindung“ zu errei­chen.

Man war auf Isa­bel­la gesto­ßen, weil die­se seit ihrer zwei­ten Magen­band-OP im Jahr 2000 bei einer Web­site namens https://​fett​sucht​.at (zwischenzeitlich in anderen Händen) in des­sen Forum, Erfah­run­gen mit ande­ren Betrof­fe­nen aus­tausch­te und weil sie Pati­en­ten, die ihr Ope­ra­teur behan­deln woll­te, unent­gelt­li­ch pri­vat emp­fing und beriet. Der Kon­zern hat damals die genann­te Web­site gespon­sert und war dabei von den kom­pe­ten­ten Bei­trä­gen und wahr­schein­li­ch auch anhand der ins Netz gestell­ten Bil­der von Isa­bel­las nun­meh­ri­gem Aus­se­hen beein­druckt. Isa­bel­la hat­te ja von 120 auf fast 60 Kg abge­nom­men. Das konn­te man als Para­de­bei­spiel gut ver­mark­ten. Im Lau­fe der Mona­te und Jah­re bau­te die­ser Kon­zern um Isa­bel­la her­um fol­gen­des Kon­strukt auf.

Er stell­te Isa­bel­la und eine wei­te­re Dame aus besag­tem Forum direkt im Unter­neh­men an. Die Auf­ga­be der Bei­den war es, Aben­de mit Betrof­fe­nen zu orga­ni­sie­ren und die­se zu bera­ten. Argu­men­tiert wur­de die­se Wohl­tä­tig­keit damit, dass man den Ärz­ten hel­fen woll­te, aus der Sicht eines ehe­ma­li­gen Betrof­fe­nen den potenzi­el­len „Kun­den“ zu erklä­ren, wie es sich mit einem Magen­band lebt und auf was man in wei­te­rer Fol­ge zu ach­ten hät­te. Ein Arzt kön­ne schließ­li­ch ein Magen­band nur ein­set­zen, er kann aber die Umgangs­wei­se nicht ver­mit­teln, weil er selbst ja kein Magen­band implan­tiert hat. Das war für die Isa­bel­la plau­si­bel nach­voll­zieh­bar und genüg­te ihr. Dass sie so neben­bei auf Kon­zern­li­nie ein­ge­schwo­ren wur­de und in wei­te­rer Fol­ge die Tref­fen der Selbst­hil­fe­grup­pen nur­mehr in die Räum­lich­kei­ten jener Kran­ken­häu­ser ver­legt wur­den, die die­ser Kon­zern belie­fer­te, war ihr offen­bar nicht bewusst. Erst als ein Kon­kur­renz­un­ter­neh­men die­sen Umstand auf­deck­te und von Schleich­wer­bung sprach, merk­te auch der Kon­zern, dass die­se Vor­gangs­wei­se offen­bar zu durch­sich­tig war und repa­rier­te das umge­hend. Es wur­de der schon oben erwähn­te Selbst­hil­fe­grup­pen­ver­ein gegrün­det. Isa­bel­la und ihre Kol­le­gin wur­den Ange­stell­te des neu­en Ver­ei­nes. Es gab aber einen gro­ben Schön­heits­feh­ler – alle Mit­glie­der des Vor­stan­des bestan­den nur aus nam­haf­ten Per­sön­lich­kei­ten des Wie­ner Kon­zernab­le­gers. Kaum ein Jahr spä­ter merk­te man dort aber, dass dies in so fer­ne ein Feh­ler gewe­sen war, weil anhand des Ver­eins­re­gis­ters schnell der wah­re Zweck des Ver­ei­nes ersicht­li­ch wur­de. Und der war schlicht und ein­fach der: Ver­kauf der eige­nen Pro­duk­te an jene Kran­ken­häu­ser, die man sich durch einen nach außen hin unbe­fan­ge­nen Ser­vice bei der Stan­ge hielt. Der Ver­ein hat­te näm­li­ch nur die­sen Vor­stand, nicht ein ein­zi­ges ein­fa­ches Mit­glied und nur einen Spon­sor mit einem dama­li­gen Jah­res­bud­get von 90.000,– Euro, eigent­li­ch ist das kein Ver­ein, son­dern eine Fir­ma. Um den Schein zu wah­ren, wur­de der Ver­ein schon nach einem Jahr schnell umge­baut. Alle Kon­zern­vor­stän­de schie­den sofort aus und wur­den durch Isa­bel­la und Kol­le­gIn­nen ersetzt. Die­se waren auf ein­mal Prä­si­den­tin und Vize­prä­si­den­tin, etwas, was den Damen natür­li­ch sehr geschmei­chelt hat.

Der Vor­teil für die jene Ärz­te, die mit dem Ver­ein zusam­men­ar­bei­ten, ist in mehr­fa­cher Hin­sicht gege­ben. Sie bekom­men „Kon­zern­un­ter­stüt­zung“ bei auf­wen­di­gen Rei­sen u. dgl. Und zusätz­li­ch auch die­sen Ser­vice der Selbst­hil­fe­grup­pe, die im Kran­ken­haus ihre Tref­fen abhal­ten. Der Arzt kann die unge­lieb­te Arbeit der Auf­klä­rung an den Ver­ein dele­gie­ren, kann die Nach­sor­ge eben­so abge­ben und bekommt neben­bei die poten­zi­el­len künf­ti­gen Pati­en­ten „frei Haus“ gelie­fert. Wan­kel­mü­ti­ge wer­den über­zeugt, noch nicht so schwer Über­ge­wich­ti­ge, aber OP-Wil­li­ge wer­den ent­we­der als Pri­vat­pa­ti­en­ten emp­foh­len oder soll­ten sich die feh­len­den Kilos für die Kran­ken­kas­sen­be­wil­li­gung noch „hin­auf fut­tern“. Eine Win/​Win-​Situation zwi­schen Ärz­ten, Kran­ken­haus und Kon­zern!

 

Die Verlierer!

Wenn man weiß, dass die jähr­li­che stark expan­die­ren­de OP-Gesamt­zahl 2009 bei ca. 3.000 Leu­ten lag (Magen­bän­der, Magen­bypäs­se usw.) und nur das Ein­mal-Be­steck mit allem Zube­hör angeb­li­ch bis zu 20.000,- Euro kos­ten soll – ohne über­haupt nach die wei­te­ren Kos­ten detail­liert anzu­füh­ren – so ist das ein gigan­ti­scher Markt! Dabei blei­ben fol­gen­de Per­so­nen und Grup­pen auf der Stre­cke:

  1. die Hil­fe­su­chen­den, die mei­nen objek­tiv ohne Drit­t­in­ter­es­sen auf­ge­klärt wor­den zu sein,

  2. die Kran­ken­kas­se, die das alles finan­zie­ren muss und die sich wie­der­um die Geld­er in Form von immer höhe­ren Bei­trä­gen von den Zwangs­ver­si­cher­ten zurückholt,

  3. der Steu­er­zah­ler, der für einen so nicht not­wen­di­gen, aber boo­men­den Markt immer mehr Steu­er­gel­der für den Kli­nik­aus­bau bereitstellen muss.
     

Eine wei­te­re Tra­gik ist eigent­li­ch die, dass die von der Kran­ken­kas­se ange­stell­ten Berech­nun­gen grund­le­gend fal­sch sind! Die Kran­ken­kas­se geht davon aus, dass eine vor­sorg­li­ch früh durch­ge­führ­te OP spä­te­re, wei­te­re Gesund­heits­schä­den und damit –kos­ten erspart. Es ist lei­der nicht so, dass mit einer ein­zi­gen OP die Fol­ge­kos­ten aus der Welt geschafft wären – es ist der Anfang einer lebens­lang dau­ern­den Behand­lung mit den ent­spre­chen­den Kos­ten.

Am Bei­spiel von Isa­bel­la und ihrer Kol­le­gin sieht die Rech­nung näm­li­ch ganz anders aus. Bei der Kol­le­gin mus­s­te das Magen­band wegen sehr schwa­cher Wir­kung (kommt über­wie­gend so vor) durch einen Magen­bypass aus­ge­tauscht wer­den. Isa­bel­la wur­den drei Magen­bän­der ein­ge­setzt. Beim ers­ten hat­te sie schon eine schwe­re Sep­sis und war sechs Mona­te arbeitsunfähig, davon sechs Wochen im Kran­ken­haus. Wegen zu star­ker Fett­ver­bren­nung bekam sie Gal­len­stei­ne, die Gal­le mus­s­te ent­fernt wer­den. Die vie­len anschlie­ßen­den Haut­straf­fung-OPs usw. haben bei ihr letzt­end­li­ch zur Früh­pen­si­on geführt. Das letz­te Jahr mit ca. 10 OPs, einem hal­ben Jahr Inten­siv­sta­tio­nen, einem Heim­auf­ent­halt mit mntl. 3.600,– Euro muss ins­ge­samt irres Volks­ver­mö­gen ver­schlun­gen haben. Auch sind so Ope­rier­te ein Leben lang von Tablet­ten, Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel und Ähn­li­chem abhän­gig. Und dann gibt’s noch die Unein­sich­ti­gen bzw. Unver­bes­ser­li­chen, die das Magen­band aus­trick­sen in dem sie löf­fel­wei­se Nutel­la, oder sons­ti­ge Kalo­ri­en­bom­ben in sich hin­ein stop­fen und dann natür­li­ch nicht abneh­men. Ich weiß dies von Isa­bel­la, die mir ja lau­fend von sol­chen Vor­fäl­len erzähl­te oder weil ich dies zwangs­wei­se mit­hö­ren mus­s­te, wenn Isa­bel­la mit diver­sen Per­so­nen aus dem Medi­cal­be­reich tele­fo­nier­te. Ins­ge­samt ist bei allen die­sen Ope­ra­tio­nen kei­ne ohne Kom­pli­ka­tio­nen geblie­ben. Eine Loss/​Loss-​Situation zwi­schen den Betrof­fe­nen, Kran­ken­kas­se und Steu­er­zah­ler!


Wei­ter zu: Fra­gen und Fazit

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