Vorwort von Norbert
Salzburg, im April 2012
Vorwort
Zu den gesamten negativen Ereignissen, die sich rund um Isabellas Intensivbehandlung ereigneten, gehe ich an anderer Stelle ein. Hier gab es Vorfälle, die ein bezeichnendes, beklemmendes Bild vom Alltag eines Komapatienten zeichnen, wie z. B.:
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eine unbemerkte Schulterluxation während der Therapie,
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Hygienevernachlässigung durch Überlastung des Pflegepersonals,
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eine angesetzte Not-OP während einer Routineuntersuchung aufgrund einer Fehldiagnose
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usw.
Die Aufzählung ließe sich noch weiter fortsetzen. Hier an dieser Stelle nur mein Appell an jene, die auch einen Komapatienten in Ihrem Umfeld haben:
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Überlasst nicht die Pflege von Patienten im Koma überwiegend bis ausschließlich dem Pflegepersonal!
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Kümmert Euch um den/die Betroffen vor allen Dingen selbst durch eigenes tägliches Hinschauen!
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Kontrollieren Sie alle Tätigkeiten des medizinischen und pflegerischen Personals!
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Lassen Sie sich nicht des Raumes während, der hygienischer Pflege verweisen, nur so können Sie feststellen, ob es Wundstellen gibt, die bei „besuchsfertigen“ Patienten später so nicht zu entdecken sind.
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Kaufen Sie alle Pflegemittel selbst!
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Stellen Sie auch unbequeme Fragen!
Einführung
Tiefer stehend habe ich die letzten Jahre und hier insbesondere die Tätigkeit von Isabella so festgehalten, dass für mich selbst klar wurde, wie ihr persönlicher „Highway to Hell“ überhaupt zustande kam. Konkrete Namen von beteiligten Personen, Firmen und Institutionen habe ich hier weggelassen. Da das Ganze sowieso bereits über die diversen Medien mit den Namen aller Beteiligten publiziert wurde, ist es nicht schwer, sich diese fehlenden Informationen zu besorgen. Das Ganze habe ich in Form eines offenen Briefes gestaltet.
Zur Übersicht hier die „handelnden Personen“
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Isabella – das Opfer, aber teilweise auch die Täterin,
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Norbert – der über ihren Tod hinaus die Gerechtigkeit für Isabella sucht und gescheitert ist,
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der Rechtsanwalt – der dem letzten Gutachten leider nichts mehr entgegenzusetzen hatte,
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die Versicherung – die im Interessenkonflikt steht (Verursacher und Geschädigte haben die gleiche Versicherung),
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die Familie und Freundeskreis – die Leidtragenden, aber auch jene, die sich schnell und leise zurückgezogen haben,
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die Selbsthilfegruppe im Sonderstatus,
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die sich mit Adipositas beschäftigenden Selbsthilfegruppen im Allgemeinen,
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der operierende Chirurg im Besonderen,
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die Adipositas chirurgisch behandelnden Ärzte im Allgemeinen,
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das Krankenhaus im Besonderen,
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die Krankenhäuser und Kliniken mit Adipositas-Abteilungen im Allgemeinen,
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der Pharmakonzern im Besonderen,
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die Pharmaunternehmen mit Adipositas im Portfolio im Allgemeinen.
So tragisch, traurig und unverdient das Einzelschicksal von Isabella auch ist, so ist dies nicht der primäre Grund, diesen „Offenen Brief“ zu publizieren. Ich richte mich vor allem an die sogenannten „Betroffenen“, das sind jene fettleibigen Menschen, denen ihre Lebenssituation so unerträglich wurde, dass sie auf der ständigen Suche nach Hilfe für ihr Leiden sind.
Diese Personen sollten sich diese Zeilen ganz genau durchlesen. Damit wird ihnen möglicherweise der Blick dafür geschärft werden, um abwägen zu können, wenn sie auf vermeintliche und gut gemeinte Ratschläge von sogenannten „unabhängigen“ Personen und Gruppen hören sollen – so unabhängig sind diese in der Regel gar nicht – das will ich hier aufzeigen.
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